Kinderschuh-Aktion in Memmingen 2012
Hellgrüne Gummistiefelchen stehen neben winzigen Wanderschuhen, rosa Glitzersandalen vor roten Lederschläppchen. Schier unendliche Reihen von Kinderschuhen füllen den Marktplatz zwischen Brunnen und Großzunft. Es sind genau 1014 Paar. Und jedes Paar steht symbolisch für ein ungeborenes Kind. Denn durchschnittlich habe es in Bayern im vergangenen Jahr jeden Monat 1014 Abtreibungen gegeben, so Thomas Schührer vom Verein „Durchblick“.
„Das sind 30 Schulklassen pro Monat“, verdeutlicht er. Die Kundgebung gegen Schwangerschaftsabbrüche wird vom Verein „Durchblick“ gemeinsam mit der „Aktion Lebensrecht für Alle“ (ALfA) veranstaltet.
„Wir wollen publik machen, wie viele Abtreibungen es gibt. Das ist der Öffentlichkeit nicht bewusst“, erklärt Alfa-Regionalvorsitzende und Stadträtin Maria Schmölzing „Es geht uns nicht darum, Frauen an den Pranger zu stellen“, betont sie. Etwa die Hälfte der Frauen bekämen nach einer Abtreibung Probleme.
„Oft liegt da jedoch ein dicker Mantel des Schweigens drüber“, erklärt der evangelische Pfarrer Stefan Scheuerl aus Lauben. „Ich kämpfe für Kinder, egal ob sie fünf Zentimeter groß sind oder 1,20 Meter.“
Weg zurück ins Leben
Welcher Art die Probleme sein können, erzählen Frauen der Selbsthilfegruppe „Rahel“. Ursula Linsin-Heldrich berichtet von ihren psychischen Problemen nach Abtreibung und Fehlgeburt, die bis zu Selbstmordversuchen geführt hätten. Der christliche Glaube habe ihr den Weg zurück ins Leben eröffnet.
Zahlreiche Vertreter der Kirchen, wie etwa der katholische Weihbischof Max Ziegelbauer, unterstützen die Kundgebung. „Weil diese Kinder keine Stimme haben“, erklärt der katholische Pfarrer Christian Lang aus Babenhausen. In der Seelsorge begleite er immer wieder Frauen nach einer Abtreibung.
Veranstaltung gegen Abtreibung auf dem Marktplatz. Ursula Linsin-Heldrich ist die Vorsitzende der Selbsthilfegruppe „Rahel“ für Frauen nach einer Abtreibung. Bild: Alexandra Wehr
Während CSU-Landtagsabgeordneter Josef Miller dazu auffordert, Eltern konkrete Hilfe zu bieten, um Schwangerschaftsabbrüche zu vermeiden, spielt die einjährige Tamita am Brunnenrand. „Mir könnten die Tränen kommen, wenn man die vielen Schuhe sieht“, sagt ihre Mutter Christine Heinzmann aus Buxheim. „Ich finde so eine Aktion wichtig.“